»Wie mir der Abend« von Christian Morgenstern

Wie mir der Abend das Grün der feiernden Tannen vergoldet und noch mit leuchtendem Rot drunter die Stämme beglückt! Irgendwo zwitschern und zwitschern noch beseligte Meisen; fernher, fernhin rollt selten ein spätes Gefährt, oder es schlägt die Flut des Strands verborgene Zeile, wenn ein Dampfer sie jäh rauschenden Buges verdrängt. Aber da schaudert es plötzlich - die Sonne versank hinter Bergen, und in das hohe Gewölk eilt nun der purpurne Glanz. Farblos steht nun der Wald, allein die Gewässer, sie strahlen lang noch das rötliche Blau mächtig entloderter Luft ... Also sah ich einmal noch um Mitternacht rosige Schimmer in des umschwiegenen Fjords zitternder Spiegelung ruhn.

»Wie mir der Abend« von Christian Morgenstern

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

»Die Nacht« von Joseph von Eichendorff

»Herbstaugen« von Hilde Domin

»September« von Hermann Hesse