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»Es färbte sich die Wiese grün« von Novalis

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Es färbte sich die Wiese grün Und um die Hecken sah ich blühn, Tagtäglich sah ich neue Kräuter, Mild war die Luft, der Himmel heiter. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler ward der Wald Auch bunter Sänger Aufenthalt, Es drang mir bald auf allen Wegen Ihr Klang in süßen Duft entgegen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Es quoll und trieb nun überall Mit Leben, Farben, Duft und Schall, Sie schienen gern sich zu vereinen, Daß alles möchte lieblich scheinen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. So dacht ich: ist ein Geist erwacht, Der alles so lebendig macht Und der mit tausend schönen Waren Und Blüten sich will offenbaren? Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Vielleicht beginnt ein neues Reich. Der lockre Staub wird zum Gesträuch Der Baum nimmt tierische Gebärden Das Tier soll gar zum Menschen werden. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wu

»An die Deutschen« von Friedrich Hölderlin

»Spottet ja nicht des Kinds, wenn es mit Peitsch' und Sporn Auf dem Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt, Denn, ihr Deutschen, auch ihr seid Tatenarm und gedankenvoll. Oder kömmt, wie der Strahl aus dem Gewölke kömmt, Aus Gedanken die Tat? Leben die Bücher bald? O ihr Lieben, so nimmt mich, Daß ich büße die Lästerung.« Hölderlin reflektiert in diesem Gedicht die Position des deutschen Idealismus um 1800, denn auch dieser war tatenarm und gedankenvoll.

»Frauenlob« von Ludwig Hölty

»Lobt‘ ich tausend Jahr, Reine Weiberschaar, Eurer Schönheit Blüthe, Eures Herzens Güte, Wäre doch mein Sang Nur ein schwacher Klang. Jedem ist bekannt, Was die Schöpferhand Gottes euch gegeben. Wahrlich, unser Leben Wäre, sonder euch, Keiner Freuden reich. Keine Sorge wacht, Wann ein Weibchen lacht, Wie ein Engel, grüßet, Auf den Mund uns küßet, Alles Unmuths frey, Sehn wir lauter May. Gehren keines Glücks, Als des Minneblicks, Als des keuschen Leibes Unsers lieben Weibes, Leben, sonder Harm, In der Guten Arm.« »Frauenlob« von Ludwig H. C. Hölty