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Es werden Posts vom August, 2022 angezeigt.

»Abend« von Ludwig Tieck

Wie ist es denn, daß trüb und schwer So alles kommt, vorüberzieht, Und wechselnd, quälend, immer leer, Das arme Herz in sich verglüht? Kaum gekommen Soll ich scheiden, Kaum entglommen Löschen wieder Alle Freuden und der Leiden Dunkle Wolke senkt sich nieder. Aus den Lichtern in die Nacht, Aus den Augen, die mir tagen, Die mein ganzes Herz durchlacht, Bin ich wieder allen Plagen, Dem dürren Leben Zurück gegeben. Wie flücht'ge Augenblicke Mein Glücke! Wie lange, lange Dauer Der Trennung, düstre schwere Trauer! – Zurückzukehren Und dich entbehren! O als ich dich noch nicht gesehn, Da durfte Sehnsucht bei mir sein, Ein Hoffnungswind in meinen Wünschen wehn, Die Zukunft war ein heller Schein: Jetzt muss ich vom Erinnern kaufen, Was ich kaum zerstreut empfand; Wieder durch die wüsten Haufen, Durch ein unbewohntes Land, Soll ich irre, klagend, schweigen, Und des Glückes goldne Streifen Auch die letzten, abgewandt. Noch fühl' ich deine Hand, Noch w

»Beim Schlafengehen« von Hermann Hesse

Nun der Tag mich müd' gemacht, soll mein sehnliches Verlangen freundlich die gestirnte Nacht wie ein müdes Kind empfangen. Hände, lasst von allem Tun, Stirn, vergiss du alles Denken, alle meine Sinne nun wollen sich in Schlummer senken. Und die Seele unbewacht will in freien Flügen schweben, um im Zauberkreis der Nacht tief and tausendfach zu leben. »Beim Schlafengehen« von Hermann Hesse

»Traum« von Hermann Hesse

Es ist immer derselbe Traum: Ein rotblühender Kastanienbaum, Ein Garten, voll von Sommerflor, Einsam ein altes Haus davor. Dort, wo der stille Garten liegt, Hat meine Mutter mich gewiegt; Vielleicht - es ist so lange her - Steht Garten, Haus und Baum nicht mehr. Vielleicht geht jetzt ein Wiesenweg Und Pflug und Egge drüber weg, Von Heimat, Garten, Haus und Baum Ist nichts geblieben als mein Traum. »Traum« von Hermann Hesse