»Abend« von Ludwig Tieck
Wie ist es denn, daß trüb und schwer So alles kommt, vorüberzieht, Und wechselnd, quälend, immer leer, Das arme Herz in sich verglüht? Kaum gekommen Soll ich scheiden, Kaum entglommen Löschen wieder Alle Freuden und der Leiden Dunkle Wolke senkt sich nieder. Aus den Lichtern in die Nacht, Aus den Augen, die mir tagen, Die mein ganzes Herz durchlacht, Bin ich wieder allen Plagen, Dem dürren Leben Zurück gegeben. Wie flücht'ge Augenblicke Mein Glücke! Wie lange, lange Dauer Der Trennung, düstre schwere Trauer! – Zurückzukehren Und dich entbehren! O als ich dich noch nicht gesehn, Da durfte Sehnsucht bei mir sein, Ein Hoffnungswind in meinen Wünschen wehn, Die Zukunft war ein heller Schein: Jetzt muss ich vom Erinnern kaufen, Was ich kaum zerstreut empfand; Wieder durch die wüsten Haufen, Durch ein unbewohntes Land, Soll ich irre, klagend, schweigen, Und des Glückes goldne Streifen Auch die letzten, abgewandt. Noch fühl' ich deine Hand, Noch w...